Anzahl der Beiträge : 353 Anmeldedatum : 02.09.10 Alter : 32 Ort : Trier
Thema: Primal Fr Sep 03, 2010 7:53 pm
System: PlayStation 2 Genre: Kampfspiel, Action-Adventure Publisher: Sony Computer Entertainment FSK: ab 16
Beschreibung:
Spoiler:
Primal entführt den Spieler in eine mystische Welt jenseits unserer Vorstellungskraft: Die schöne Jen wacht nach dem mysteriösen Angriff eines Dämons auf sie und ihren Freund im Krankenhaus wieder auf. Allerdings nicht in ihrem Körper, sondern als Astralprojektion. Grund dafür ist "Scree" ein kleiner Gargoyle, der Jen für seine Mission braucht und deshalb in diese Gestalt gebracht hat. Im Reich Oblivion versucht nämlich gerade ein böser Gott namens Abbadon sich an die Macht zu bringen und wie das so oft in Geschichten dieser Sorte ist, ist Jen die einzige die ihn aufhalten kann. Im Verlauf der Geschichte stellt sich allerdings heraus, dass Jen nicht zufällig ausgewählt wurde. Sie und ihr Freund Lewis haben mehr mit der Dämonenwelt gemeinsam als ihnen lieb ist. Klingt alles ein bisschen abgefahren, kommt im Spiel aber sehr lässig und vor allem äußerst stimmungsvoll rüber, da das Intro und die Einführung in das Spiel sehr professionell inszeniert sind.
Das schönste an Primal ist eindeutig sein geniales Charakterdesign, insbesondere das der Hauptdarstellerin. Neben der sexy Jen sieht die gute Lara Croft einfach nur noch alt und künstlich aus, wir würden sogar so weit gehen und Jen zur heißesten Videospielfrau aller Zeiten wählen. Natürlich ist das Tattoo auf ihrem Rücken einer der Hauptgründe für unsere Begeisterung, aber natürlich auch der Detailreichtum ihrer Figur, welcher nicht durch eine übertriebene Oberweite auffällt, sondern viel mehr durch einen erotischen Rücken, den man im Spiel die meiste Zeit vor Augen hat. Die Charakterdesigner haben sich in diesem Spiel wirklich selbst übertroffen und haben neue Maßstäbe in diesem Bereich des Spieldesigns gesetzt: Alle im Spiel auftretenden Figuren wurden mit unglaublich viel Liebe umgesetzt, alles wirkt wie aus einem Film und begeistert immer wieder aufs neue mit seinem nahezu grenzenlosen Detailreichtum. Den letzten Schliff bekommen die Figuren durch ihre gelungene deutsche Synchronisation, welche sogar stellenweise besser als das englische Original ist. Grafisch sind aber nicht nur die Charaktere absolute Weltklasse: Das gesamte Spiel, mitsamt seinem Leveldesign und den Echtzeit-Zwischensequenzen, ist ein kleines technisches Wunder: Solch detaillierte Bäume, Schneeflocken, Feuereffekte und Außenwelten hat man bisher auf der dieser Konsole noch nicht gesehen. Stellenweise kommt man sich vor, als hätte man bereits eine PS3 vor sich, so überzeugend und detailreich wirkt das Spiel.
Spielerisch handelt es sich bei Primal um ein waschechtes Action-Adventure, ihr übernehmt dabei die Kontrolle über Jen und Scree, mittels Select-Taste kann zwischen den beiden umgeschaltet werden. Natürlich hat jeder seine eigenen Vor- und Nachteile: Jen lernt im Laufe des Spiels immer neue Fähigkeiten dazu und kann sich in unterschiedliche Dämonenformen verwandeln. Sie ist auch die einzige die kämpfen kann, Scree mutiert in solchen Situationen zu Stein und ist damit unverletzbar - aber auch kampfunfähig. Scree sammelt die Energie der besiegten Feinde ein und steht Jen die ganze Zeit als portable Lebensenergiequelle zur Verfügung. Außerdem kann Scree riesige Steinfiguren kontrollieren und bewegen, ja sogar manchmal mit ihnen kämpfen. Durch ihre unterschiedlichen Fähigkeiten gibt es natürlich viele Situationen, in denen die Charaktere einander helfen müssen, oder diverse Türen und Durchgänge nur mit einem von beiden zu öffnen sind. Das alte Problem, dass man in Action-Adventures oft völlig ratlos den ganzen Level absuchen muss, nur weil eine blöde Tür nicht aufgehen will, hat man hier ganz gut gelöst: Unser kleiner Freund Scree steht uns jederzeit gerne mit Tipps zum weiteren Spielverlauf zu Seite. Außerdem gibt es im Startmenü eine Übersichtskarte, in welcher meist das nächste Ziel markiert ist. Die Level sind zudem allesamt sehr linear aufgebaut und man muss die Karte nur sehr selten konsultieren.
Primal hat aber ärgerlicherweise nicht nur Sonnenseiten: Das Gameplay und das Kampfsystem sind leider nur durchschnittlich geworden. Als erstes fallen einem die langen Laufzeiten auf, die Spieler spätestens seit "Soul Reaver" nur zu gut kennen. Man kann zwar durch sogenannte "Rifttore" längere Strecken abkürzen, bis man diese Tore aber einmal gefunden hat, muss man zu Fuß gehen. Man hätte dieses Manko gerne übersehen, wenn es wenigstens das Kampfsystem nicht so böse erwischt hätte: Hier ist nicht nur die Bedienung mit den Schultertasten mehr als gewöhnungsbedürftig, sondern das langweilige Geprügel geht einem spätestens nach der ersten Spielwelt total auf die Nerven. Man visiert die Gegner automatisch an und verwendet dann starke und schwache Schläge bis der Energiebalken des Kontrahenten erloschen ist. Manche Feinde haben allerdings eine gute Deckung und man muss sehr oft aus allen möglichen Richtungen auf den ihn einhauen, bis er endlich zu Boden geht. Dies ist auf Dauer viel zu langweilig und kostet viel zu viel Zeit. Jedes durchschnittliche Beat´em´up bietet ein ausgefeilteres Kampfsystem, warum hat man sich hier nur zu so einer schlechten Lösung hinreißen lassen? Warum konnte man hier nicht etwas mehr Abwechslung in das ansonsten so gelungene Spiel bringen?