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Thema: Otaku Sa Sep 04, 2010 5:09 pm
Otaku (Haus) bezeichnet im japanischen Fans, die sehr viel Zeit und Geld für ihre Leidenschaft aufwenden und ihr mit großer Neigung nachgehen. Es wird ähnlich der englischen Wörter Nerd oder Geek benutzt.
Wie „Nerd“ wird auch „Otaku“ oft abwertend gebraucht. Diese Bedeutung geht darauf zurück, dass sich japanischen Jugendlichen, speziell Anime- Manga-Fans, Anfang der 80er Jahre gegenseitig mit „Otaku“ ansprachen. Der Kolumnist Akio Nakamori griff diesen Trend 1983 in dem Erotik-Manga-Magazin Manga Burikko auf und taufte die Besucher des Comic Marktes Otaku. Bis heute ist der Begriff Otaku eng mit dem Comic Market (für gewöhnlich als Comiket abgekürzt) und den beiden dort vorherrschenden Genres Lolicon und Yaoi verbunden. Der Comiket stellt das Zentrum der kulturellen Aktivitäten der Otakus (Dojinshi, Cosplay etc.) dar.
Otaku investieren viel Zeit in ihr Hobby, welches für gewöhnlich einen hohen Grad an Fiktionalität oder Virtualität aufweist: z. B. Manga, Anime, Computerspiele, Sciencefiction, Pop-Idole etc. Von Außenstehenden wird diese Fixierung auf ihr Hobby meist als krankhaft wahrgenommen, Otakus gelten daher in Japan als kindlich bzw. ichbezogen, und man sagt ihnen geringe soziale Kompetenz nach. Aufgrund dieser Vorurteile ist die Bezeichnung Otaku bei den Fans selbst nicht besonders beliebt.
Ein Großteil der Vorurteile gegenüber Otakus geht auf den Fall des Serienmörders Tsutomu Miyazaki zurück, der 1988 und 1989 vier Mädchen im Alter zwischen vier und sieben Jahren missbraucht und ermordet hatte. Miyazaki war Besucher des Comiket und verkaufte dort auch eigene Fanzines. Die Berichterstattung über den daher als Otaku identifizierten Miyazaki lenkte viel Aufmerksamkeit auf den Comiket und prägte nachhaltig das Bild der Otakus in der Gesellschaft. Erst Mitte der 1990er-Jahre verbesserte sich auf Betreiben des von Fans gegründeten Animationshauses GAINAX das Image der Otakus wieder, entscheidend war hierbei der große Erfolg der Otaku-Kultur im Westen.
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Wortursprung:
Das Wort Otaku setzt sich zusammen aus dem Honoartivpräfix o und taku , in der Bedeutung von Hausoder Wohnung [einer Person, die nicht zur Familie des Sprechers gehört].
Wahrnehmung von Otakus in der japanischen Gesellschaft:
Als Bezeichnung für die Fans selbst wurde „Otaku“ wahrscheinlich zuerst von Nakamori Akio in seiner Kolumne Otaku no Kenkyū (Otaku-Forschung) des Magazins Manga Burikko benutzt. (Dieser Gebrauch ist ein Wortspiel: Sagt man dem Tick folgend dein Buch heißt das otaku no hon, was man aufgrund der Mehrdeutigkeit der japanischen Grammatik auch als Buch von Otaku deuten kann. Er interpretierte das Wort also nicht als Pronomen, sondern als Namen, mit denen die Fans sich ansprachen.) In der Kolumne beschrieb er einen Typus von männlichen Fan, der zu seinen Lieblingsserien eigene Geschichten oder Comics verfasst, sich als seine Lieblingsfigur verkleidet, und und sich auf Veranstaltungen wie dem Comic Market (abgekürzt Comiket) mit Gleichgesinnten trifft. Seine Eindrücke von diesen Fans, wie sie ihm auf dem Comiket begegneten, waren sehr negativ; er beschreibt sie als unsportliche Stubenhocker, entweder unter- oder übergewichtig, Brillenträger, wahrscheinlich wenig beliebt in der Schule und trifft damit die typischen Nerd-Klischees.
Der breiten Masse wurde dieser neue Term „Otaku“ vor allem durch den Fall des Serienmörders Miyazaki Tsutomu bekannt, der Ende der 80er Jahre 4 sehr junge Mädchen im Alter zwischen 4 und 7 Jahren missbraucht und ermordet hat. Miyazaki hatte eine riesige Videosammlung (über 5800 Kassetten, darunter viele Gewaltvideos) und konnte offensichtlich nicht mehr zwischen seinen Phantasien und der Wirklichkeit unterscheiden. Außerdem war er ein regelmäßiger Besucher der Comiket, hat selbst Fanzines/Dōjinshi hergestellt und verkauft und wurde von den Medien daher als Otaku identifiziert. War das Wort „Otaku“ bisher schon negativ mit „düsterer Stubenhocker” konnotiert, wurde es jetzt auch noch synonym mit „potentieller Serienkiller”.
Die folgende öffentliche Diskussion über Otakus stellte lange Zeit überwiegend negativ dar: Otakus seien unfähig, normale zwischenmenschliche Beziehungen zu führen und bezeichneten sich daher statt mit Namen mit der distanzierenden Anrede Otaku. Die Fixierung vieler Otakus auf junge Mädchen (der so genannte Lolita-Komplex), die bei Miyazaki schreckliche Ausmaße angenommen hatte, war ebenso suspekt wie das Interesse vieler weiblicher Comiket-Besucherinnen an so genannten Homo Manga. Aufgrund des Ausmaßes des Otaku-Trends bezeichnete man bald die komplette japanische Jugend als Otaku-Generation. Neben der unterstellten kriminellen Energie der Otaku steht außerdem die Betonung ihrer individuellen Wünsche im Kreuzfeuer der Kritik. Individualismus ist auch in Japan eher negativ bewertet, und Otakus gelten dementsprechend als ich-bezogen und kindisch.
Erst in den 1990er Jahren begannen Autoren wie Okada Toshio oder Nimiya Kazuko das Otaku-Phänomen als eine moderne und positive Jugendkultur zu interpretierten und sich statt auf Ausnahmefälle zu beschränken mehr an die Realität anzunähern. Okada ist ein Otaku der ersten Stunde, gehörte zu der Gruppe, die später das Animationshaus GAINAX gründete, und unterrichtete von 1994 bis 1996 an der Universität Tokio so genannte Otakologie und seine Theorie über Otaku-Kultur. Er befasst sich dabei ausführlich mit den Auswirkungen der neuen Medien auf die Jugendkultur. Nimiya beschäftigt sich in erster Linie mit weiblichen Otaku, die zwar gut die Hälfte aller Besucher der Comiket ausmachen, von der Öffentlichkeit aber häufig ignoriert werden, und widerspricht damit der simplen Vorstellung vom Otaku als männlichen potentiellen Gewalttäter.
Bedeutungserweiterung:
Anime und Manga gehören zwar zu den wichtigsten Themen auf dem Comic-Market, jedoch sind nicht alle Dōjinshi Comics. Grundsätzlich sind es Fanzines, welche auch Erzählungen, Aufsätze, Interviews, Reviews usw. enthalten können. Dementsprechend sind auf der Comiket eine Vielzahl von ausgefallenen Hobbys vertreten, deren Anhänger man in verschiedene Sorten von Otakus unterscheiden kann. Es gibt z. B. Militär-Otakus (die sich für Uniformen begeistern, entsprechendes Cosplay machen oder am Wochenende im Wald Krieg spielen), PC-Otaku (nannte man früher Hacker), Fußball-Otakus (meist weibliche Fans von bestimmten Spielern) oder die klassischen Manga-Otakus (Manga/Anime Fans), Idol-Otakus (Fans von Popsängerinnen), SF-Otakus usw. Auch Leute, die nicht auf die Comiket gehen, benutzen das Wort „Otaku“, um sich so zu bezeichnen, z. B. als Fitness-Otakus, Geschichts-Otakus o.Ä. So gebraucht hat es keinerlei negative Konnotationen, man bringt lediglich zum Ausdruck, dass man sich hobbymäßig (d.h. nicht beruflich) mit einem Thema beschäftigt und sich darin sehr gut auskennt.
Gebrauch im Westen:
Die selbsternannten Otakus GAINAX veröffentlichten mit "Otaku no Video" eine selbstironische Firmengeschichte in Anime-Form, die auch im Westen veröffentlicht wurde. Hiesige Manga/Anime-Fans übernahmen zunächst die Selbstbezeichnung Otaku in der Bedeutung Anime-Fan, ohne sich über die negativen Konnotationen bewusst zu sein. Mit zeitlicher Verzögerung erreichte die schlechte Presse der Otakus aber auch den Westen, und einige Fans sind davon abgekommen, sich selbst als Otaku zu bezeichnen. Ironischerweise sind Otakus in Japan heute nicht mehr so negativ bewertet, nicht zuletzt dank Meldungen über westliche Fans, die sich stolz selbst Otaku nennen, und dem allgemeinen großen Erfolg von japanischen Comics und Zeichentrickfilmen im Ausland.
Tatsächlich sind die Vorurteile gegenüber Otakus und Nerds nicht so verschieden, jedoch gebrauchen im Westen nur die Fans selbst den Term Otaku, und daher fast immer positiv. In Japan wird „Otaku“ sowohl von den Fans wie auch den Kritikern benutzt, also mittlerweile sowohl positiv wie auch negativ.
Im Westen wird Otaku so gut wie immer im Sinne von Manga-Otaku verwendet.